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Paula Morgen

Paula Morgen (Metzgers Paula) (* 17. Januar 1894 in Immenstaad; +  4. Mai 1969  in Immenstaad)

Paula Morgen Ausweisbild 1965 Paula ist 71 Jahre alt

Paula Morgen, Ausweisbild 1965; Paula ist 71 Jahre alt

 

Metzgers Paula - ein lmmenstaader Original


Erzählungen aus dem Jahr 1998 und Fotos von Helga Lauer (geb. Reiser)


Pauline Morgen, geboren am 17. Jan.1894, war die jüngste Tochter des Metzgers Lorenz Morgen und seiner 2. Frau Mathilde geb. Riester aus lmmenstaad. Sie trat in die Fußstapfen ihres Vaters und wurde Metzgerin. Als Hausmetzgerin war sie in ganz Immenstaad bekannt und wurde im Dorf stets Metzgers Paula genannt.
Aus der 1. Ehe von Lorenz Morgen mit Sofia geb. Spenninger aus Leimbach bei Markdorf stammen die Kinder Luise, Klara verheirate Schilt, Frieda verheiratete Reiser, Karl Friedrich, Hilda verheiratete Traub, Marie verheiratete Strobel, Hermann, Sofie verheiratete Bernhard. Frieda war als Kindermädchen in lnterlaken bei Thurn & Taxis in Lugano und später bei Max Markgraf von Baden in Salem angestellt.
Luise war Köchin rund um den Vierwaldstätter See sowie im Gasthof Schiff und Adler in Immenstaad.
Hilda war der gute Geist im Metzger Hus. Sie hat überall Hand angelegt.
Fast jeder alte lmmenstaader weiß von „Metzgers Paula“ etwas zu erzählen. Sie hat als Hausmetzgerin nicht nur in lmmenstaad, sondern auch in den Nachbarorten von Hagnau über Frenkenbach bis Fischbach, Kluftern und Markdorf gearbeitet und es war bekannt, dass sie weit und breit die besten und würzigsten Würste machte. Paula war sehr lebensfroh, witzig und humorvoll, auch zu manchem Blödsinn bereit. So war sie auch der geborene Fasnachtsnarr. Wie unzählige Fotos zeigen, gab es zu ihrer Zeit wohl keine Fasnet ohne Metzgers Paula. Ob z.B. als Hauptmann von Köpenick, Theodor im Fußballtor oder auch als Jubiläumssau verkörperte sie mit Begeisterung und Einfühlungstalent diese Figuren und die meisten Alt-lmmenstaader werden sich noch daran erinnern.


Paula Morgen als Hauptmann von Köpenick Fasnet 1962 

Paula Morgen als Hauptmann von Köpenick, Fasnet 1962

Paula Morgen Hauptmann von Köpenick Fasnet 1962 links Helmut Stern rechts Hubert Hörth Bimbo Hornsteiner Hof Deggenhausen Bäcker bei Gottfried König

Paula Morgen als Hauptmann von Köpenick, Fasnet 1962; links Helmut Stern, rechts Hubert Hörth, genannt Bimbo, Hornsteiner Hof Deggenhausen, Bäckergeselle bei Gottfried König

Gearbeitet hat sie wie ein Mann, in den Kriegszeiten öfter bei Tag und Nacht. Tagsüber schlachtete sie die „legal gemeldeten", in der Nacht die „ungemeldeten“ Viecher. So war die Arbeit mit nicht wenig Risiko verbunden.
Meistens hat sie während der Schlachtung nichts gegessen, etwas „Fleischiges“ durfte man ihr schon gar nicht anbieten, höchstens mal etwas Süßes oder einen Kuchen. Mit nach Hause brachte sie für sich mal Leber, Kalbsbries oder Nieren. Fleisch von Hühnern, Hasen, Reh oder sonstigem Wild hat sie erst im hohen Alter mal „versucht“, Hühner und Hasen auch selten und ungern geschlachtet. Lieber hat sie mit einem Schussapparat die Sauen, aber auch die größten Bullen gekonnt zur Strecke gebracht, und dies mit einer Größe von nur 157 cm, Napoleons - Größe, wie sie selbst oft bemerkte.
So gibt es auch noch einige Anekdötchen von Metzgers Paula zu berichten: Als die Franzosen kamen und zu ihr in die Wurstküche schauten, zischte Paula mit einem Messer zwischen den Zähnen“ gond usse oder ihr wäred verschtoche" - sie zogen ab mit der Bemerkung „o Paula nix gut“. Und sie kamen auch nicht mehr.
lm Alter hat sie sich im Meersburger Krankenhaus einer Nierenoperation unterziehen müssen, eine Niere mußte entfernt werden. Paula nach der Operation bei der ersten Visite zum Chefarzt: „die will i säeh“. Man hat sie aus dem OP geholt und ihr in einer Schale gezeigt, nach eingehender Prüfung ihre Antwort "jo, die isch hii“!
So konnte sie auch über die Politiker, egal welche es waren, schimpfen und voll Temperament auf den Tisch hauen, dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund. Sie hat leider von Gebuıt an schlecht gehört, allerdings hörte sie meist nur das nicht, was sie nicht wollte. Wenn man aber zu ihr ganz leise sagte, „Du kriegsch vu mir no 10 Mark“ kam schnell die Antwort „hä, und wänn krieg i se“.
Auch der Vater, Lorenz Morgen, war ein sehr geselliger Mann. Paula mochte ihren Vater sehr, dies hat sie auch in ihrem Wesen weitergegeben. Fleisch und Wurstwaren bei Morgens immer vorhanden in den kalten Jahrszeiten stand auch immer ein Sauerkrauthafen auf dem Küchenherd, so ging keiner mit leerem Magen aus dem Haus.


Paula Morgen als Theodor im Fußballtor Fasnet um 1960 Landesteg

Paula Morgen als Theodor im Fußballtor, Fasnet, um 1960 am Landesteg

`S Metzger Hus in der Hauptstraße Nr. 39 war ein alter, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammender Bau. Die Decken waren sehr niedrig, in die Zimmer führte eine etwa 8 cm hohe Schwelle. Die Stiegen waren sehr schmal und steil. Der Kachelofen im Erdgeschoß wurde von der Küche aus geheizt, im Kachelofen im ersten Stock wurde auch das Brot gebacken. Bereits seit 1831 war in dem Haus eine Metzgerei, ob seit dieser Zeit auch schon die Tierhäute im angebauten Nebengebäude mit Salz bis zur Abholung eingelagert wurden, ist nicht sicher.
Sicher ist allerdings, dass sowohl die Wände des Nebengebäudes als auch des Haupthauses voller Salpeter waren. Die große alte Scheune, welche wir auf dem Foto mit Ansicht gegen Westen sehen, wurde im Krieg zerstört, Paula hat sie nach dem Krieg mit der Währung Fleisch und Wurstwaren als Fachwerkscheune wieder aufgebaut. Diese Scheune konnte vor dem Verkauf des Anwesens für ca 10.000 Mark ins Deggenhausertal verkauft werden.

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Haus Nr. 24,  Hauptstraße 39, Paula Morgen, Postkarte um 1920 


`S Metzger Hus hatte im Keller Richtung See eine oberirdische und unter den Mostfässern sichtbar fließende Wasserader, was für die Bewohner nicht gut war. Dies war unter anderem mit ein Grund, das Grundstück samt Haus zu verkaufen. Das Haus wurde später abgebrochen, heute steht auf diesem Grundstück die Post.


Paula Morgen starb am 4. Mai 1969 im Alter von 75 Jahren. Doch bleibt noch das Erzählen über Metzgers Paula und die Erinnerung an ein altes, liebenswertes lmmenstaader Original.

1928 Hans und Hilda Hage geb Heger Lotte Bank geb Hage links Geselle Anwesen Morgen

Das selbe Haus 1928; von links: Metzgergeselle, Hans und Hilda Hage geb. Heger, Lotte Bank geb Hage

 

Fasnetgruppe Heilsarmee mit Musik um 1949 nummeriert

Fasnetgruppe “Heilsarmee” um 1949 mit zahlreichen Musikanten

 

Die Namen der Abgebildeten, soweit bekannt:

1 = Alwin Baumann, Bachstraße

2 = ?

3 = Leo Fürst, Hauptstraße

4 = Karl Haug, Villingen

5 = Egon Sauter, Seestraße Ost

6 = Walter Rauber, Bachstraße

7 = Karl Glatthaar, Kapellenweg

8 = Paul Dickreiter, Fischer, Happenweilerstraße

9 = Berthold Rössler, Ittendorf

10 = ?

11 = Frau Reiser, Tochter von Frau Werner, Hauptstraße

12 = Frau Werner, Schwester von Frau Traub

13 = Frau Traub, Mutter von Franz Traub

14 = Paula Morgen, Metzgers Paula

15 = ?

16 = Waldvogel (Kippenhausen)

17 = Fritz Haug, Frickenwäsele

18 = Ludwig Schmidt, Hersbergweg

19 = Werner Baumann, Seestraße Ost

 


 

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